Kenia Valley – Kat Gordon

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Dieser historische Roman, der zwischen 1925-1937 spielt,  nimmt uns mit nach Kenia. Der 14jährige Theo kommt aus Schottland mit seiner Familie in dieses flirrend heiße afrikanische Land und seinen betörenden Düften. Theo hat ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter. Dafür steht er seiner jüngeren Schwester Maud sehr nahe. Während sie in Nairobi sind macht der Junge die Bekanntschaft eines jungen Paares. Freddie und Sylvie sind in seinen Augen die schönsten Menschen, die er je gesehen hat. Ihr glamouröser und  hedonistischer Lebensstil macht auf ihn großen Eindruck. Erstaunlicherweise wollen diese beiden schillernden Menschen ihn tatsächlich um sich haben. Freddie nimmt sich seiner an und auch Sylvie findet Gefallen an seiner offensichtlichen Verehrung. Sie zeigen ihm ihr eigenes persönliches Afrika und vor allem zeigen sie ihm alles, was Spaß macht.

 

Nach seinem Studium in Schottland reist Theo zurück nach Kenia um seinen Vater bei seiner Arbeit bei der Eisenbahn zu helfen. Theo weiß nicht so recht, was er machen soll mit seinem Leben und freut sich darauf, jetzt endlich Freddie und vor allem Sylvie als ebenbürtiger Erwachsener wiederzusehen. Doch die Zeit ist nicht stehengeblieben in Afrika. Die Partys sind vorbei und die Ausschweifungen haben ihre Spuren hinterlassen. Zudem ist auch in Afrika durch seine Exilanten die europäische Politik und mit ihr der Faschismus angekommen. Freddie engagiert sich politisch und Sylvie versinkt in düsterer Melancholie. Ein Teil der Happy Valley Clique ist weggezogen, älter und ruhiger geworden oder sterben an den Folgen ihrer Alkohol- und Drogensucht. Maud, Theos Schwester, engagiert sich zuerst für die Rechte der Einheimischen, später dann für den Schutz der Elefanten, die wegen ihrem Elfenbein von geldgierigen Europäern abgeschlachtet werden. Theo wollte das Leben, in das er reinschnuppern konnte, selber leben, aber die Zeit ist an ihm vorbeigezogen.

 

Als junge Frau las ich „Weißes Verhängnis“  und bin seitdem fasziniert von der Happy Valley Clique. Ein Haufen weißer, reicher Menschen ließ sich in Kenia nieder, weil sie dachten, ihnen stände ein Leben zu das es so nicht mehr gibt in ihrem Heimatland. Dort konnten sie sich überlegen fühlen und sich Diener für jeden Handgriff zulegen. So hatten sie Zeit für dekadente Partys mit Sex, Drogen und Alkohol. Die Autorin bedient sich hier realer Charaktere. Nur die Namen vorn Freddie und Sylvie sind verändert. Eigentlich hätte sie auch diese Namen behalten können, denn wer dahintersteckt ist leicht herauszufinden. Ein wenig hat sie noch ihre Lebensläufe verändert, damit sie zu ihrer Story passen. Sie erzählt das Leben dieser Menschen, die ihren Platz im Leben nicht mehr finden konnten, da nach dem 1. Weltkrieg nichts mehr so war wie sie es kannten, durch die erfundene Figur des jungen Theo. Der bleibt weitgehend etwas blass, aber dafür sind alle anderen Figuren um ihn herum umso schillernder.

 

Mir hat gefallen, dass die Autorin nicht nur einfach die Geschichte dieser Menschen noch einmal erzählt, sondern dass sie auch die Probleme, die das Kolonisieren mit sich bringt, aufzeigt. Das Buch lässt sich angenehm lesen und die Beschreibungen von Landschaft, Gerüchen und Tieren sind sehr gut gelungen. „Kenia Valley“ ist eine Mischung aus „Weißes Verhängnis“ (ohne den Mordfall), „Jenseits von Afrika“ und „Der Große Gatsby“. Wer an dieser Zeit, der Kolonialisierung und dem Happy Valley Set interessiert ist, sollte sich dieses Buch einmal anschauen. Mir hat es Lust gemacht, noch mehr über diese Zeit zu lesen.

 

Ich habe eine digitale Kopie dieses Buches von NetGalleyDD erhalten, wofür ich mich herzlich bedanken möchte.

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