Ein Sommer in Brandham Hall – L.P. Hartley

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„Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, man macht die Dinge anders dort“.

Leo Colston findet beim Aufräumen eine alte Schachtel mit Erinnerungsstücken. Leo ist Anfang 60 und die Schachtel weckt Erinnerungen in ihm an seine Kindheit. Als er 12 war verlebte er einen Sommer bei einem Freund aus seinem Internat und dessen Familie in Brandham Hall, einem Landhaus in Norfolk. Leo kommt aus mittelständischen Verhältnissen und ist nicht gewohnt an den vornehmen Lebensstil der Maudsleys. Da er der großen Schwester seines Freundes gefallen will, übernimmt er willig Botendienste für sie. Dabei handelt es sich um Briefe, die Marian, so der Name der jungen Frau, mit einem Bauern, der auf dem Land der Mausleys lebt und arbeitet, tauscht. Man schreibt das Jahr 1900 und so handelt es sich hier um eine verbotene Liebe. Marian soll einen Lord heiraten. Leo gerät ahnungslos in die Verwicklungen und das Drama, das sich daraus entwickelt. Instinktiv errät der naive Junge, das diese Beziehung nicht richtig ist und als er sich zurückziehen will, löst er eine Kette von Ereignissen aus.

 

Wenn man das Buch zur Hand nimmt, sollte man sich bewusst sein, das es breites 1956 erschienen ist und im Jahre 1900 spielt. Die Sprache ist auf eine wunderschöne Art altmodisch und wunderbar zu lesen. Leo erzählt uns als Erwachsener rückblickend auf jenen Sommer und was er dort erlebte. Leo kommt aus nicht ganz so gehobenen Verhältnissen. Dessen ist er sich bewusst und er versucht schon als Kind, den Schein zu erwecken, er wäre etwas besser gestellt. Marcus, sein Freund, ist sich seiner Stellung schon sehr bewusst.  Der Autor zeichnet ein sehr genau beobachtetes Bild der englischen Gesellschaft und ihrer Standesdünkel zu jener Zeit. Ein Cricketspiel zwischen den Brandham Hall und den örtlichen Dorfbewohnern zeigt uns einen Einblick in die feinen Unterschiede der beiden Schichten.

 

„Ein Sommer in Brandham Hall“ erzählt uns die wehmütige Erinnerung von Leo an einen Ferienaufenthalt, der seine Kindheit beendete und sein Leben als Erwachsener beeinflusste. Man kann eintauchen in eine untergegangene Zeit mit all ihren komplizierten Verhaltensmechanismen und Kleiderordnungen und auch Dramen. Ich als England-Liebhaber habe dieses Buch genossen.

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