Hinter diesen Türen – Ruth Ware

Bewertung: 4 von 5.

Eine junge Nanny wird des Mordes an einer ihrer Schutzbefohlenen beschuldigt und sitzt deswegen im Gefängnis. Sie wartet auf ihren Prozess und ist verzweifelt, denn sie ist unschuldig. In ihrer Not schreibt sie an einen Anwalt und bittet um seine Hilfe. Dafür erzählt sie ihm, was passiert ist.

Rowen ist Erzieherin in London. Zufällig stößt sie auf einen Anzeige für eine Live-in Nanny in Schottland. Die Bezahlung ist extrem gut, Wohnen umsonst in herrlicher Landschaft in einem alten Herrenhaus. Rowen bewirbt sich und bekommt die Stelle. Einige der Nannys vor ihr haben bereits nach kurzer Zeit wieder gekündigt. Angeblich spukt es in dem Haus. Die Eltern der 4 Mädchen, die sie betreuen soll, sind beruflich viel unterwegs. Und in der Tat, schon an ihrem zweiten Arbeitstag bleibt sie mit den drei kleineren Kindern für mehrere Tage alleine zurück. Das Haus ist eine seltsame Mischung aus alt und neu. Es ist ein Intelligentes Haus, alles ist mit einer App zu regeln, sei es das Licht oder Fenster öffnen. Allerdings besteht auch eine gewisse Überwachungssituation, denn überall sind Kameras installiert. Die dienen natürlich hauptsächlich dazu, die Kinder im Auge zu behalten und bequem vom Sofa aus in den ersten Stock per iPad zu gucken, ob die Kinder in ihren Betten liegen. Aber Rowen fühlt sich beobachtet. Auch scheint an den Spukgeschichten etwas Wahres dran zu sein, denn Rowen hört nachts Geräusche. Gelegentlich spinnt auch die Technik und weckt sich nachts mit lauter Musik. Rowen ist schon bald entnervt vom Schlafentzug und gestresst von den drei kleinen Mädchen, vor allem, da die älteste ihr das Leben recht schwer macht.

Das Buch ist in Briefform geschrieben. D. h. aber eher, dass es am Anfang und zum Ende vor allem so ist. Zwischendurch wendet sie sich in ihrer Erzählung gelegentlich direkt an den Anwalt, aber ansonsten liest sich das Buch wie eine normale Erzählung. Durch dieses Stilmittel erfahren wir die Geschichte nur durch Rowen selber. Sie ist aber nur bedingt vertrauenswürdig.

Ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan von Ruth Ware bin. Ich weiß gar nicht, warum ich so viele Bücher von ihr gelesen habe, denn die meisten haben mir nur mittelprächtig gefallen. Ihr Erzählstil liegt mir nicht und ihrer Hauptfiguren sind mir meist unsympathisch. Hier zumindest stimmt der Spannungsfaktor. Das Buch baut von Seite zu Seite mehr Spannung auf. Es ist leicht gruselig aber auf jeden Fall ist die Geschichte ausreichend mysteriös. Allerdings konnte ich mich auch diesmal mit der Hauptfigur, Rowen, nicht anfreunden. Sie erscheint mir sehr unreif. Der Schreibstil hat mir ebenfalls wieder nicht so besonders gefallen. Die Sprache ist oft sehr flapsig. Das mag natürlich auch an der Übersetzung liegen. Ich finde die Grundideen der Autorin immer sehr ansprechend, wahrscheinlich habe ich deswegen mich schon öfter dazu hinreißen lassen, sie zu lesen. Aber ich finde, dass sie keine geschmeidige Erzählerin ist. Vieles klingt oft hölzern und nicht richtig. Die ganze Handhabung rund um die Kinderbetreuung, sowohl von Seiten der Eltern wie auch von Rowen, erscheint mir sehr fragwürdig.

Trotz meiner Kritik ist dieses das für mich persönlich bisher beste Buch von Ruth Ware. Einfach weil es spannend ist und durch seine Kürze schnell wegzulesen ist. Das macht es zu einem soliden, kurzweiligen Leseerlebnis. Ich bin weiterhin kein Fan aber hier habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Ich habe eine digitale Kopie vom dtv Verlag via NetGalley DE erhalten, wofür ich mich herzlich bedanken möchte

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